Reptilien im Tierheim

Die häufigsten Reptilien, die ins Tierheim kommen sind Land- und Wasserschildkröten, Strumpfband-, Erd- oder Kornnattern, sowie auch Bartagamen, selten auch Grüne Leguane, Geckos und andere.

Die Vorfahren der Reptilien lebten bereits vor rund 200 Millionen Jahren auf unserem Planeten und das Wesentliche hat sich seither kaum verändert. Die Nestflüchter sind wechselwarm und haben eine Aktivitätstemperatur (die zum Überleben reicht) und eine Vorzugstemperatur (in der die Tiere aktiv sind).

Je nach Lebensraum müssen die Tiere in Steppen-, Wüsten-, Feucht-, Freiland- oder auch Aquaterrarien gehalten werden. Das stellt hohe Ansprüche an fachlich versierte Tierpflegerinnen und Tierpfleger. Eine artgerechte Versorgung von Reptilien ist kaum irgendwo möglich. In den meisten Tierheimen gelingt deshalb nur eine Erstversorgung dieser Heimtiere, bevor sie an spezialisierte Artenschutzstationen oder Reptilientierheime übergeben werden können.

Ansprechpartner/innen

Wenn es in einem Tierheim kein Fachpersonal gibt, helfen Zoologische Gärten in der Nähe, oder Artenschutzstationen. Im Zootierbereich sind oft sehr versierte Kolleginnen und Kollegen, die in diesen Fällen sehr gut weiter helfen können.

Auch Reptilien- und Terrarienvereine sind kompetente und meist auch hilfsbereite Ansprechpartner.

Quarantäne
Eine Quarantäne von Reptilien, egal ob Abgabe- oder Fundtiere, sollte immer eingerichtet werden. Sie dient dem Schutz der Tiere und des Personals. Quarantäneterrarien sind unzugänglich für Besucher, stehen separat und müssen abschließbar sein. Das sollte bei einer Quarantäne selbstverständlich sein, die Erfahrung zeigt aber, dass Separationsmöglichkeiten im Kleintierbereich oft schon baulich gar nicht eingeplant wurden.

Ein Quarantäneterrarium wird zunächst mit Küchenpapier ausgelegt, Versteck- und/oder Klettermöglichkeiten, einem Wasserbecken und einer Wärmequelle (Heizstein, Lampe) müssen nach entsprechendem Bedarf angeboten werden. An der Wärmequelle dürften sich die Tiere auf keinen Fall verbrennen können und es sollten verschiedene Temperaturzonen vorhanden sein. Sollten die Tiere länger da sein oder einer sehr empfindlichen Art angehören, brauchen sie auch ein UV-Licht und bei Tropentieren eine entsprechend hohe Luftfeuchtigkeit. Auch eine ausreichende Luftzirkulation muss garantiert sein.

Bei Quarantänereptilien sollte auch eine Kotprobe veterinärmedizinisch untersucht werden.

Carnivore Reptilien müssen für wenige Tage Aufenthalt in der Regel nicht gefüttert werden, häufig würgen Sie Futter bei Transportstress ohnehin wieder hervor, oder nehmen auch keines an. Herbivore, wie z.B. der Grüne Leguan benötigen jedoch ein Futterangebot.

Von der Art her unbekannte Reptilien sollten mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen gehändelt werden, ihre Art muss umgehend bestimmt werden, um eine Giftigkeit ausschließen zu können. Unbekannte Quarantänereptilien müssen immer mit einem Hinweisschild als solche gekennzeichnet sein. Ein Ausbruch muss verhindert werden (das Terrarium also abschließbar sein) und auch der Zugang sollte nur durch erfahrenes Fachpersonal möglich sein.

Reptilien müssen immer artspezifisch ernährt werden, von einigen Herstellern angebotene „Reptiliengrundfutter“-Sorten sind dafür nicht geeignet, es kann sonst zu Mangelernährung, Hypervitaminose und Folgeerkrankungen kommen.

Kurzausflug: Schlangen (Beispiel Kornnatter)

Einige Schlangenarten zeigen Angriffsverhalten durch einen S-förmig gebogenen Vorderkörper, um sich zum Biss bereit aufzurichten. Schlangen wachsen ihr Leben lang, Jungtiere häuten sich alle 4-6 Wochen, adulte rund 2-3 mal jährlich.

Die Geschlechtsbestimmung ist schwierig, Männchen haben einen paarigen Hemipenis und eine im Verhältnis längere Schwanzwurzel als Weibchen. Reptilientierärzte können die Schlange sondieren und so eine Vermutung zum Geschlecht anstellen.

Kornnatterweibchen werden mit ca. 3 Jahren geschlechtsreif, wenn sie annähernd ausgewachsen sind. In seltenen Fällen tritt die Geschlechtsreife schon mit 9 Monaten ein. Das Weibchen legt 12 – 15 Eier. Kornnattern werden 1,20 – 1,30 m lang, in seltenen Fällen erreichen sie auch 1,80 m.

Bei Gruppenhaltung müssen Schlangen getrennt gefüttert werden, um Verletzungen auszuschließen.

Schlangen erkranken gelegentlich an Milbenbefall, bei unsachgemäßer Haltung kommt es zu Rachitis (Knochendeformation infolge von Kalziummangel).

Transportiert werden Schlangen am einfachsten im Kopfkissenbezug, die Enden werden dann zugedreht und umgeschlagen, damit sich die Tiere nicht „rausbohren“ können. Schlangen sind Ausbruchskünstler.

Kornnattern kann man optional rund 3 Monate in die Winterruhe versetzen.

Erdnatter mit schlechter Laune

Kurzausflug: Echsen (Beispiel Bartagame)

Echsen sind ungiftig, aber evtl. bissig und können mit Hornzähnen, scharfen Krallen oder Schwanzpeitschen verletzen. Auch durch kleinere Hautverletzungen können Krankheitserreger übertragen werden. Bartagamen können ihre Aufregung u.a. dadurch signalisieren, dass sie ihren Bart aufstellen und ihn evtl. sogar dunkel färben. Untereinander kennen die Tiere auch „calming signals“ wie z.B. das Winken.

Eine Fixation ist schwierig, teilweise mithilfe eines Handtuchs möglich. Bei falschem Handling ist aber auch die Gefahr für Echsen groß, z.B. durch einen Schwanzabriss und andere Verletzungen.

Echsen müssen immer artspezifisch ernährt werden, von einigen Herstellern angebotene „Reptiliengrundfutter“-Sorten sind dafür nicht geeignet, es kann sonst zu Mangelernährung, Hypervitaminose und Folgeerkrankungen kommen.

Überwinterung

Kurzausflug: Schildkröten (Beispiele: Griechische Landschildkröte; Rotwangen Schmuckschildkröte)

Schildkröten teilt man in Halswender (z.B. Weich- oder Schlangenhalsschildkröte) und Halsberger (z.B. Griechische, Maurische Schildkröten), so wie in im Wasser und an Land lebende auf. Es gibt rund 250 Arten, die größte ist die Lederschildkröte mit einer Länge von 2,50 m und einem Gewicht von bis zu 800 kg. Jede Schildkröte hat einen individuellen Bauchpanzer (Plastron) und einen individuellen Rückenpanzer (Carapax). Der gute Sehsinn (v.a. im gelb-rot-Bereich) und der ausgeprägte Geruchssinn ermöglichen eine erfolgreiche Nahrungssuche. Ohren sind zwar keine vorhanden, dafür aber ein Trommelfell, sie können also auf Schallwellen und dumpfe Geräusche reagieren. Die Aktiven Räuber haben keine Zähne, dafür jedoch messerscharfe Hornplatten, mit denen Beute energisch festgehalten wird.

Das Geschlecht eines Embryos legt sich je nach Temperatur im Ei fest (wie bei allen Reptilien). Männliche Schildkröten verfügen im Gegensatzu zu Weibchen über eine längere Schwanzwurzel, die Kloakenöffnung ist weiter vom Plastron entfernt, oft sind die Vorderkrallen länger und der Bauchpanzer nach innen gewölbt (Paarung).

Schildkröten müssen immer artspezifisch ernährt werden, ansonsten sind Rachitis, eine Knochendeformation infolge von Kalziummangel, Lungenentzündungen und Atemwegsinfekte durch Zugluft (z.B. durch reine Wohnungsfreilaufhaltung), Legenot durch nicht vorhandene Ablegeplätze, Panzernekrosen durch Steine (statt Holz- und Kork) in Terrarien und Parasiten (z.B. Salmonellen, Pilze, Amöben, Madenwürmer) häufig.

(Beispiel: Rotwangen Schmuckschildkröte)

Eine Nordamerikanische Rotwangen Schmuckschildkröte mit ca. 20 cm Panzerlänge braucht ein Aquaterrarium mit 100 cm Länge und 50 cm Breite als Grundfläche.

Ein unterschwimmbarer Landteil von 0,5 m² muss hinzugerechnet werden. Eine lokale Strahlungswärme von 30 °C muss vorhanden sein, die Wassertemperatur sollte 26 °C betragen. Das Wasser muss immer kälter als die Umgebungstemperatur sein.
Der Wasserpegel sollte 40 cm hoch sein. Die Tiere brauchen einen Tag-Nacht-Rhythmus und unbedingt die Möglichkeit zum Winterschlaf.

Durch regelmäßiges Sonnenbaden (die Tiere brauchen die Möglichkeit komplett abzutrocknen) können Parasiten abgetötet werden, das Sonnenbad dient somit der Desinfektion.

Die Rotwangen Schmuckschildkröten suchen regelmäßig den Landteil auf, dieser sollte aus Holz oder Kork bestehen, denn Stein birgt die Gefahr einer Panzernekrose. Die Rotwangen Schmuckschildkröte ernährt sich omnivor und sollte ausschließlich in weiblichen Gruppen gehalten werden. Männchen sind meist aggressiv untereinander und würden Weibchen in Gemeinschaftshaltung ständig anbalzen und beissen, sie also extrem stressen. Männchen sollten daher einzeln untergebracht sein.

Wasserschildkröten überwintert man am sichersten im Aquarium, auch im Teich lebende Wasserschildkröten sollten für die Winterruhe heraus gefangen und im Aquarium überwintert werden. Denn Teiche müssen eine entsprechendes Volumen aufweisen, damit kein Frost droht und Fäulnisbakterien dem Wasser nicht zu viel Sauerstoff entziehen. Denn die Atmung erfolgt unter Wasser (Osmose) über die stark durchblutete Mundschleimhaut durch Sauerstoffaufnahme aus dem Wasser. Durch schlechte Wasserqualität kann der Panzer weißlich verfärben, auch Algen können sich bilden.

Eine Rotwangen Schmuckschildkröte lebt in Nordamerika, wird mit 4-10 Jahren geschlechtsreif und wird ca. 30 Jahre alt. Sie hat Schwimmhäute zwischen den Zehen.

Nach Anhang B der EU-Artenschutzverordnung sind Tiere dieser Art geschützt und daher meldepflichtig (CITES Bescheinigung).

(Beispiel: Griechische Landschildkröte)

Griechische Landschildkröten hält man am besten im Freigehege mit Beet, im Garten oder mit Zugang zu einem Gewächshaus an kalten Tagen. Eine übergangsweise Haltung im Terrarium muss bei entsprechend schlechten Witterungsbedingungen jedoch auch möglich sein.

Eine Überwinterung bei 4- 6 °C in feuchter, humusreicher Gartenerde ist möglich, eine Winteruhe dauert rund 3 Monate. Ansonsten bietet sich eine Überwinterung in einem separaten Kühlschrank an, die Tiere können so konstant überwacht werden. Kranke Landschildkröten sollten keine Winterruhe halten, Jungtiere erst ab dem 2. Lebensjahr.

Die Griechische Landschildkröte benötigt Wiesenkräuter, Blätter und kann auch mit Römersalat gefüttert werden. Übliche Salatsorten sind recht nährstoffarm und können im Übermaß eine Mangelernährung begünstigen.

Die Griechische Landschildkröte ernährt sich herbivor und sollte ausschließlich in weiblichen Gruppen gehalten werden. Männchen sind meist aggressiv untereinander und würden Weibchen in Gemeinschaftshaltung ständig anbalzen und beissen, sie also extrem stressen. Männchen sollten daher einzeln untergebracht sein.

Eine Griechische Landschildkröte lebt im Mittelmeerraum, wird mit 4-10 Jahren geschlechtsreif und wird ca. 100 Jahre alt. Sie verfügt über kräftige Krallen zum Graben.

Nach Anhang A der EU-Artenschutzverordnung sind Tiere dieser Art geschützt und daher meldepflichtig (CITES Bescheinigung).

Fazit

Reptilien sind eine immer größer werdende Gruppe an Heimtieren, ihr Verkauf boomt, die Anfragen nach Abgabe im Tierheim auch. Da fast nur große Tierheime Abgabetiere annehmen und auch hier der Nachfrage nicht mehr gerecht werden können, werden sehr viele Reptilien ausgesetzt und können als Neozoen in Deutschland immer besser überleben.

Viele von ihnen sterben aber auch qualvoll aufgrund falscher Haltung und mangelnder Sicherung. Nur persönliche Weiterbildung garantiert einen sachkundigen Umgang.

Der DGHV e.V. und der VDA e.V. bieten Interessierten verschiedene Lehrgänge der Sachkunde für Reptilien und Amphibien an:
https://www.sachkunde-vda-dght.de/

Washingtoner Artenschutzabkommen/CITES
https://www.bmuv.de/themen/artenschutz/internationaler-artenschutz/cites

Begehbares Terrarium

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