Ich war lange Zeit Tierpflegerin in einem nicht ganz kleinen Tierheim und natürlich, wie kann´s auch anders sein, war die eigene Bude schon immer voll mit Viechern. Als wären die nicht genug, schleppte man auch immer wieder Pflegetierchen mit (innerer beruflicher Zwang – ihr kennt das liebe Kolleg*innen).
Und so nahm das „Unheil“ seinen Lauf…
Ein stressiger Arbeitstag vor über zehn Jahren, und dann meine Kollegin (übrigens auch gute Freundin und Mitbewohnerin – wichtig für später), im Türrahmen stehend, mit diesem Blick, der schon verriet, dass sie irgendwas WILL. Mittlerweile hinter mir herlaufend, sagte sie „Duuuuuu“ und ich „Nein, vergiss es!!! Egal was du mitschleppen willst, NEIN!!! Wir haben genug!“.
Eine halbe Stunde später standen wir vor einem sechs Wochen alten, knitterigen, haarlosen Häufchen Elend mit extrem schlimmen, geschwollenen, eitrigen Augen, die jede halbe Stunde mit Salben, Tropfen etc. behandelt werden mussten.
Zwei Stunden später im Auto auf dem Weg nach Haus – ihr werdet´s euch schon denken können – mit miauender Transportbox auf´m Rücksitz.
Zuhause angekommen, war von vornherein klar, wer sich vorrangig um das lütte Ding kümmert, ICH NICHT. Das hielt genau drei Tage und dann hatte dieser Winzling schon den ersten Grundstein gelegt, um unser Heim auch in Zukunft ihr Heim nennen zu können. Das nackte Katzenmädel schlief ab der dritten Nacht in meinem Bett, unter der Bettdecke und mit Körperkontakt.
Tagtäglich hangelte sie sich über meine Hosenbeine, T-Shirts und Pullover, auf die Schultern um fröhlich miauend die Welt von oben zu entdecken und mir in die Ohren zu schnurren.
Drei Monate später bekam ich dann das offizielle Go unserer Tierheimtierärzte für die Freigabe zur Vermittlung und was soll ich sagen, die Entscheidung war längst gefallen und Madame (die eh schon wusste, dass sie bleibt) blieb wo sie war, in ihrem Zuhause.
Nun könnte ich hier ewig weiter schreiben, denn mir fällt noch so viel ein was wir in den Jahren erlebt haben, aber das sprengt den Rahmen.
Nacktkatzen: Fakten/Erkenntnisse/Erfahrungen
Nicht nur privat, sondern auch beruflich lernte ich viel über Nacktkatzen, denn diese schossen plötzlich wie Pilze aus dem Boden und die Anzahl nahm im Tierheim stetig zu.
Es gibt unterschiedliche Nacktkatzenrassen, im Folgenden beziehe ich mich vorrangig auf die Don Sphynx.
Ihr Ursprung liegt in Russland. Ihre Haut ist haarlos oder durch einen leichten Flaum bedeckt.
In Deutschland gilt diese Rasse als Qualzucht, sollten keine Tasthaare vorhanden sein und somit ist die Zucht/Vermehrung verboten.
Sie ist sehr intelligent, aufgeschlossen, zutraulich, unerschrocken, aktiv und äußerst neugierig.
Die Don Sphynx kann ausgesprochen besitzeinnehmend sein und fixiert sich häufig auf eine feste Person.
Körperkontakt spielt eine wichtige Rolle, denn Haut/Haut-Kontakt hält nicht nur die Körpertemperatur aufrecht, sondern intensiviert auch die Bindung.
Aufgrund des fehlenden Fells liegt sie mit Vorliebe in Kuschelhöhlen oder unter Decken, Kissen o.ä., diese Möglichkeiten sollten immer zu Verfügung stehen.
Durch die Haarlosigkeit und der damit verbundenen Witterungsempfindlichkeit empfiehlt sich die Wohnungshaltung, jedoch gerne mit abgesichertem Balkon/Terrasse oder mit kontrolliertem Gartenzugang. Als fanatischer Sonnenanbeter ist darauf zu achten, dass diese Katzen keinen Sonnenbrand bekommen und auch vor Kälte, Zugluft und Hautverletzungen sollten sie geschützt werden.
Der Pflegeaufwand ist nicht ganz unerheblich, auch wenn ständiges bürsten wegfällt, muss man sich um die Haut kümmern. Talgablagerungen haften auf der Haut und bilden einen fettigen Film. Am besten lässt sich dieser durch ein pH-neutrales Bad (regelmäßig, aber nicht zu oft) entfernen, aber nicht jede mag oder kennt das bereits. Als Alternative empfiehlt sich ein Ledertuch oder parfümfreie Feuchttücher/lauwarmer feuchter Lappen.
Die Ohren sollten ebenfalls in gewissen Abständen, vorsichtig mit Q-Tips gesäubert werden, da sich viel dunkles Sekret ansammelt.
Die Don Sphynx besitzt Säbelkrallen, die regelmäßig gekürzt werden müssen.
Ohne vorhandene Wimpern sind auch die Augen anfälliger für Staub, Schmutz und Entzündungen.
Der Energiebedarf ist deutlich höher, weshalb mehrere Futterportionen täglich, sowie hochwertiges Futter ratsam sind, um ein gesundes und glückliches Tier haben.
Im Allgemeinen gelten Don Sphynx als sehr soziale Katzen und möchten nicht einzeln gehalten werden. Ich habe festgestellt, dass sie Ihresgleichen jedoch bevorzugen und weniger mit haarigen Artgenossen anfangen können – auch da spielt der Kontakt von Haut auf Haut eine nicht unerhebliche Rolle und auch die Mimik ist feiner und sehr aussagekräftig.
Kurz und knapp, diese optisch und charakterlich speziellen Stubentiger sind super geeignet für Menschen, die viel Zeit haben und sich gerne mit ihren Tieren beschäftigen, damit keine Langeweile entsteht. Ich kann versprechen, man bekommt eine selbstbewusste, hoch intelligente und verschmuste Katze, die manchmal eher einem Hund ähnelt und es versteht, einen um´s Pfötchen zu wickeln.
Autorin: Constanze Stoll