Die Magendrehung (Torsio ventriculi) beim Hund

(torsio = Verdrehung; ventriculum = Magen)
Der Magen schließt an die Speiseröhre (Oesophagus) an und endet am Zwölffingerdarm (Duodenum), er ist an den Magenbändern aufgehängt. Der Hundemagen ist relativ frei beweglich und kann durch Pendelbewegungen (starke Unruhe, heftiger Verdauungsvorgang) „überschlagen“, also verdrehen. Dies geschieht fast ausnahmslos im Uhrzeigersinn.

Was passiert bei einer Magendrehung?

Durch die Drehung werden Magenein- und -ausgang, sowie Nerven und Blutgefäße abgeschnürt. Durch die chemischen Prozesse, die im Magen ablaufen, kommt es infolge zu einer Aufgasung (Tympanie), da die Gase nicht entweichen können. Der Druckanstieg wirkt auch auf die umliegenden Organe und das Zwerchfell, im schlimmsten Fall kann der Magen platzen und/oder die versorgenden Gefäße reißen.

Symptome

Betroffene Hunde versuchen (erfolglos) zu erbrechen, was jedoch nur dann möglich ist, wenn sich noch Futterreste in der Speiseröhre befinden, da durch die Umdrehung kein Mageninhalt mehr erbrochen werden kann. Es kann nichts mehr rein und nichts mehr raus. Es kommt zu weiteren Symptomen wie Atemnot, starkes Hecheln, blasse Schleimhäute durch den Kreislaufschock, Unruhe, häufiges Hinsetzen, evtl. Wälzen, einem aufgekrümmten Rücken, einknickenden Gelenken, Festliegen, starken Schmerzen und einem stetig zunehmenden Bauchumfang. Der Bauch ist bretthart.

Klassisch kommt es 1-2 Stunden nach der letzten Fütterung zu einer Magendrehung, während der Hund erst noch unruhig ist, wird er durch die Schocksymptomatik immer apathischer. Unbehandelt endet eine Magendrehung tödlich, sie ist ein akuter medizinischer Notfall. Es darf keine Zeit verloren werden, der Hund muss unverzüglich einer Tierärztin/einem Tierarzt vorgestellt werden!

Diagnose

Dort wird die Magendrehung durch Röntgen sicher diagnostiziert, zu sehen ist ein stark erweiterter und ggfl. verlagerter Magen. Zuerst wird ein betroffener Hund entgast (dazu wird eine 30-40 cm lange Kanüle als „Ventil“ in die rechte Seite bis in den Magen gestochen, damit das Gas entweichen kann. Die Milz befindet sich auf der linken Seite des Magens, kann durch die Magendrehung aber auch verlagert sein. Sollte sie durch die Kanüle dennoch getroffen werden, ist dies das kleinere Übel).

Behandlung

Im Anschluss wird der Hund in Narkose gelegt und der Magen operativ rückverlagert. Die Magenwände werden am umliegenden Gewebe fixiert, damit es nicht ein zweites Mal zu einer Magendrehung kommen kann (es gibt dennoch Hunde, die mehr als eine Magendrehung hatten!).

Der Heilungserfolg hängt von der Schnelligkeit ab, in der die Magendrehung erkannt und dann veterinärmedizinisch versorgt werden konnte, aber natürlich auch von der Konstitution des betroffenen Hundes. Wird eine Magendrehung zu spät versorgt, kann durch die Unterversorgung die Magenwand absterben, und natürlich kann ein Hund auch infolge des Schocks versterben. Einige Quellen geben an, dass bis zu sechs Stunden nach einer Magendrehung eine gute Prognose ausgesprochen werden kann, je später, desto schlechter die Erfolgsaussichten. Auch nach einer überstandenen OP kann es zu Kreislaufversagen kommen, da alle gesammelten Giftstoffe über die Blutbahn abgebaut werden müssen.

Wer ist besonders gefährdet?

Besonders gefährdet, an einer Magendrehung zu erkranken, sind große Rassen mit tiefer Brust (z.B. Rottweiler, Dobermänner, Deutsche Schäferhunde u.a.), in seltenen Einzelfällen können aber auch Kleinhunde oder sogar Welpen betroffen sein. Rüden erleiden doppelt so häufig eine Magendrehung wie Hündinnen. Wissenschaftlich ist das Phänomen der Magendrehung noch nicht vollständig geklärt. Über die Ursachen gibt es unterschiedliche Meinungen.

Das begünstigt eine Magendrehnung

Faktoren wie

  • uneingeweichtes Trockenfutter
  • Fütterung von schwer verdaulichen Futtermitteln
  • Fütterung von gärenden Futtermitteln
  • krankhaftes Luftschlucken, z.B. nach einer Narkose
  • Fütterung einer einzigen, großen Portion am Tag bei Großrassen
  • hektische Wasseraufnahme
  • „ausgeleierte“ Magenbänder bei älteren Hunden
  • Fettleibigkeit
  • Nervosität und Unruhe

begünstigen die Entstehung einer Magendrehung und sollten vermieden werden.

Prävention

Vorbeugung:

  • Trockenfutter vor Fütterung einige Minuten in Wasser einweichen
  • Fütterung schwer verdaulicher Futtermittel vermeiden
  • Wasser- und Futteraufnahme verlangsamen (bei extremen Schlingern)
  • 1 Stunde nach Fütterung für Ruhe und Entspannung sorgen

Mit Ruhe ist dabei keine Schonung gemeint. Ein gefütterter Hund kann dennoch einen entspannten Spaziergang machen, man sollte nur heftiges Bewegung und Aufregung vermeiden. Konstante Bewegung fördert den Verdauungsvorgang. Es muss also kein Hund mind. eine Stunde zuhause bewegungslos auf dem Hundeplatz verharren.

Keine Panik!

Viele Hundehalter fürchten sich derart vor einer Magendrehung, dass es in einigen Haushalten Regelwerke gibt, an die man sich streng hält, damit kein Hund krank werden könnte. Es ist aber so: Jeder Hund, der eine Magendrehung bekommen möchte, bekommt auch eine. Niemand steckt da drin. Natürlich kann man einige Faktoren beachten und sollte als Halter auch genau die Symptomatik einer Magendrehung kennen. Aber sie jeden Tag zu fürchten, ist keine Lösung.

Wer die Symptome kennt und sie lieber einmal zu ernst nimmt, um beim Tierarzt oder der Tierärztin Entwarnung zu bekommen, macht damit schon alles richtig.

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