Tierschutzwidriges Zubehör in der Kleintier- und Vogelhaltung

Dieser Blogartikel soll nicht dazu dienen Verbote auszusprechen, sondern soll die Augen öffnen und zum Nachdenken anregen. All die Gegenstände die beschrieben werden sind in „Zoofachgeschäften“ frei erhältlich. Sie werden meist nicht böswillig angeschafft, sondern um dem geliebten Haustier etwas Gutes zu tun.

Kaninchen und Meerschweinchen

Der Großteil im Handel erhältlicher Käfige sind schlichtweg viel zu klein für eine artgerechte Haltung. Für zwei Kaninchen wird eine Mindestgrundfläche von 6m2 vorgeschrieben, für jedes weitere Tier sollten 20% hinzugefügt werden. Bei handelsüblichen Käfigen steht den Tieren meist weniger als ein Quadratmeter zur Verfügung. Auch doppelstöckige Käfige schaffen keine Abhilfe, da die Grundfläche zwar größer ist, aber von den Kaninchen nicht „am Stück“ nutzbar ist.

Immer wieder findet man auch Leinen und Geschirre in Kleintiergröße. Diese sollen den Tieren mehr Freiheit und Auslauf ermöglichen. Das Problem liegt allerdings darin, dass Kleintiere Fluchttiere sind und schnell in Panik verfallen können. Passiert dies an der Leine und die Tiere versuchen zu flüchten kann es schnell zu Verletzungen führen. Des Weiteren würden die Kaninchen oder Meerschweinchen ganz andere und geschütztere Wege wählen als dies angeleint möglich ist.

Bei der Einrichtung gilt es, die feinen Nasen der Kleintiere zu beachten. Duftendes Einstreu ist aus diesem Grund nicht angebracht, da die Atemwege stark gereizt werden und es zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Zudem kann es auch passieren, dass die Tiere Bereiche mit diesem Einstreu meiden, obwohl sie z.B. als Toilette gedacht waren.

Hamster

Ein großes Streitthema in der Hamsterhaltung ist der Einsatz von Laufrädern. Hier gibt es kein klares Ja oder Nein, sondern eher ein „gewusst wie“. Am Wichtigsten ist die Größe des Laufrades. Die meisten im Handel erhältlichen Räder sind zu klein. Dadurch kommt es zu einer Wirbelsäulenstauchung, was auf längere Sicht zu erheblichen Einschränkungen im Bewegungsapperat führt. Somit muss man drauf achten, dass der Hamster „gerade“ in seinem Rad laufen kann. Auch auf das Material sollte man ein Auge werfen. Bei Holz muss das Rad regelmäßig kontrolliert werden, damit es nicht durch Nagestellen zu Verletzungen kommt. Ansonsten ist Holz sehr gut für die Einrichtung von Kleintierkäfigen geeignet. Bei Metallrädern kann es durch die Streben und die meist beidseitige Aufhängung zu starken Verletzungen der Gliedmaßen kommen.

Zudem gibt es auch Laufteller im Geschäft zu kaufen. Diese erfreuen sich besonders im Internet großer Beliebtheit. Wer hat noch kein Video gesehen, bei dem der Hamster auf dem Teller läuft und aufgrund der Fliehkräfte irgendwann runterfällt, wenn nicht sogar runtergeschleudert wird? Hier ist auch schon das große Problem zu erkennen, nämlich das das kleine Tierchen keinerlei Kotrolle mehr über de Laufteller und die Geschwindigkeit hat, sobald er zu schnell wird. Diese Stürze können zu schweren Verletzungen bei den Hamstern führen. Auch anatomisch gesehen ist der Laufstil auf dem Teller ( dauerhaft nach innen gekrümmt ) in Frage zu stellen.

Wer seinem Hamster Auflauf außerhalb seines Geheges anbieten möchte könnte auf sogenannte Joggingbälle zurückgreifen. Dies sind kleine Kugeln aus Plastik, in welche man den Hamster setzen kann und die dann verschlossen werden. Somit werden der Hör- Geruchs- und Sehsinn der Tiere sehr stark eingeschränkt, weshalb eine Orientierung sogut wie unmöglich ist. Des Weiteren kann es schnell zu Panik aufgrund der Gesamtsituation kommen, wodurch die Atemfrequenz erhöht wird. Dies führt dazu, dass es in der schlecht belüfteten Kugel schnell stickig wird. Zudem besteht immer die Gefahr, dass der Hamster samt Kugel Treppen runterfällt oder gegen Wände oder Tischbeine rollt.

Was auch sehr ansprechend ist in der Hamsterhaltung, besonders für Kinder, sind bunte Röhrensysteme,die man beliebig neu zusammenstecken kann. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wodurch die Tunnel oft sehr lang und verschlungen werden. So entsteht ein idealer Nährboden für Keime, Schimmel und Bakterien, da kaum Luftzirkulation stattfindet und sie schlecht zu reinigen sind. Im Sommer kommt meist noch das Problem des Hitzestaus hinzu. Sollen die Systeme im zu steilen Winkel angebracht werden, kann es durch Stürze auch wieder zu Verletzungen führen. Röhren sollte man nur als kurze Teilstücke verwenden, um z.B. zwei Gehegeareale miteinander zu verbinden. Hierbei gibt es auch eine menge anderer Materialien außer Plastik.

Vögel

Auch in der Vogelhaltung gibt es einige Gegenstände, deren Benutzung überdacht werden sollte und wobei auf Alternativen zurückgegriffen werden sollte.

Auch hier sollte man wieder als allererstes auf den Käfig an sich achten. Meist werden runde, weiß lackierte Käfige als schick empfunden, sind aber für die Tiere absolut unpraktisch. Die Vögel können sich meist aufgrund der geringen Größe nicht artgerecht bewegen und finden keine Orientierungspunkte. Zudem kann der gesundheitsschädliche Lack abgenagt werden.

In vielen Vogelkäfigen findet man noch Spiegel und Plastikpartner. Besonders häufig sieht man dies bei Vögeln in Einzelhaltung, welche den geselligen Schwarmtieren aber einfach nicht gerecht wird. Beide „Spielzeuge“ können zu einem fehlgesteuerten Fütterungs- und Sozialverhalten führen. Im schlimmsten Fall führt es auch zu Kropfentzündungen, da die Tiere immer wieder Futter für ihren Plastikpartner hochwürgen um ihn zu füttern.
Zudem staut sich bei dem Vogel Frust an, da sein Gegenüber nie bzw. unangemessen auf die Kommunikation reagiert. Wer also seinem Vogel etwas Gutes tun möchte sucht einen Partner aus Fleisch und Blut und nicht aus Plastik.

Auch bei der Einrichtung mit Sitzstangen sollte man ein wenig beachten. Es gibt im Handel beispielsweise Sitzstangen, welche mit Sandpapier überzogen sind, damit sich die Krallen besser abnutzen. Auch hier wieder eine gute Idee, nur keine schöne Umsetzung. Das Sandpapier reizt die empfindlichen Fußballen und raut sie auf, wodurch ein Nährboden für Parasiten entstehen kann. Häufig wetzen die Vögel auch ihre Schnabel an ihren Sitzstangen, wofür Sandpapier zu rau ist. Am Besten nimmt man Sitzstangen aus natürlichen Materialien und in verschiedenen Größen. So kann man Fehlbildungen an Krallen und Zehen vorbeugen.

Alles in allem findet zum Glück bereits ein Umdenken in der Kleintier- und Vogelhaltung statt und man sieht immer mehr schöne und artgerechte Gehege und Einrichtungen. Man sollte sich immer bewusst machen: wofür möchte ich bestimmte Einrichtung in meinem Gehege und erfüllt die Ausgesuchte dafür ihren Zweck.

Autorin: Kim Kohlenberg

Foto von Matt Bero auf Unsplash

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